Sicherungsübereignung – Einfach erklärt & definiert

Sicherungsübereignung

Wussten Sie, dass in Deutschland etwa 80% aller Kredite an Unternehmen durch Sicherungsübereignungen abgesichert sind? Diese überraschende Zahl zeigt die immense Bedeutung dieses rechtlichen Instruments in der Finanzwelt. Die Sicherungsübereignung ermöglicht es Kreditnehmern, bewegliche Güter als Sicherheit zu nutzen, ohne den Besitz aufzugeben.

Im Jahr 2024 gewinnt die Sicherungsübereignung weiter an Relevanz, da sie Unternehmen und Privatpersonen flexible Möglichkeiten zur Kreditsicherung bietet. Dieses Verfahren basiert auf dem Prinzip der Eigentumsübertragung, wobei der Kreditnehmer das Eigentum an einem Gegenstand auf den Kreditgeber überträgt, aber den Besitz behält.

Die Sicherungsübereignung stellt eine Alternative zum klassischen Pfandrecht dar und findet besonders dann Anwendung, wenn keine anderen Sicherheiten wie Immobilien verfügbar sind. Sie ermöglicht es Banken, Kredite zu vergeben, während Kreditnehmer ihre Güter weiterhin nutzen können – eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Inhalt des Artikels

Wichtige Erkenntnisse

  • Sicherungsübereignung ist ein häufig genutztes Instrument zur Kreditsicherung
  • Sie ermöglicht die Nutzung beweglicher Güter als Sicherheit
  • Basiert auf §§ 929 Abs. 1, 930 BGB
  • Eigentum und Besitz fallen bei der Sicherungsübereignung auseinander
  • Bietet Flexibilität für Kreditnehmer und Sicherheit für Kreditgeber

Definition und Grundlagen der Sicherungsübereignung

Die Sicherungsübereignung ist ein wichtiges Instrument der Kreditsicherheit im deutschen Recht. Sie basiert auf den Paragraphen 929 und 930 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) und hat in der Praxis das klassische Faustpfand weitgehend verdrängt.

Rechtliche Einordnung im BGB

Im BGB ist die Sicherungsübereignung nicht direkt kodifiziert. Sie wurde entwickelt, um Schwächen des Pfandrechts zu umgehen. Der Sicherungsnehmer erhält das vollwertige Eigentum, genannt Sicherungseigentum. Die rechtliche Grundlage bilden die §§ 929 S. 1 und 930 BGB.

Unterschied zwischen Besitz und Eigentum

Bei der Sicherungsübereignung fallen Besitz und Eigentum auseinander. Der Gläubiger wird Eigentümer, während der Schuldner den Besitz behält. Dies ermöglicht eine flexible Kreditsicherung, ohne die Nutzung des Gutes zu beeinträchtigen. Der Besitz wird durch ein Besitzkonstitut nach § 930 BGB übertragen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die wirtschaftliche Bedeutung der Sicherungsübereignung ist erheblich. Sie ermöglicht Unternehmen und Privatpersonen, Kredite zu günstigeren Konditionen zu erhalten. Bewegliche Sachen wie Möbel, Schmuck oder Fahrzeuge können als Sicherheit übertragen werden. Die Deckungsgrenze liegt typischerweise bei 110% der Forderung, um eine Übersicherung zu vermeiden.

Sicherungsübereignung im Detail

Die Sicherungsübereignung ist ein komplexes Rechtskonstrukt, das aus zwei wesentlichen Elementen besteht: der Sicherungsabrede und dem Besitzkonstitut. Die Sicherungsabrede bildet die vertragliche Grundlage zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer. Sie legt fest, unter welchen Bedingungen das Eigentum an einer Sache zur Sicherung einer Forderung übertragen wird.

Das Besitzkonstitut ermöglicht es dem Kreditnehmer, die Sache weiterhin zu nutzen, obwohl das Eigentum bereits übertragen wurde. Dies geschieht durch eine Vereinbarung nach §§ 929, 930 BGB. Der Kreditnehmer behält den unmittelbaren Besitz, während der Kreditgeber zum mittelbaren Besitzer wird.

Ein wichtiger Aspekt der Sicherungsübereignung ist das entstehende Treuhandverhältnis. Der Kreditgeber wird zwar Eigentümer der Sache, darf diese aber nur im Falle eines Zahlungsausfalls verwerten. Nach vollständiger Tilgung der Schuld ist er verpflichtet, das Eigentum zurück zu übertragen.

  • Schnellere Finanzierung wichtiger Produktionsgüter
  • Bessere Kreditkonditionen für Unternehmen
  • Insolvenzfeste Sicherheit für Banken

Die Sicherungsübereignung ermöglicht es Unternehmen, ihre Anlagegüter als Kreditsicherheit zu nutzen, ohne deren Verfügbarkeit einzuschränken. Dies fördert Investitionen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Für Banken bietet sie eine werthaltige, nicht-akzessorische Sicherheit, die im Insolvenzfall Vorteile bringt.

Rechtliche Voraussetzungen und Rahmenbedingungen

Die Sicherungsübereignung ist ein wichtiges Instrument im Kreditsicherungsrecht. Sie basiert auf bestimmten rechtlichen Grundlagen und erfordert die Einhaltung spezifischer Voraussetzungen.

Sachenrechtliche Grundlagen

Im Sachenrecht finden sich die wesentlichen Regelungen für die Sicherungsübereignung. Die §§ 929 und 930 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) bilden die rechtliche Basis. Diese Paragraphen regeln die Eigentumsübertragung und das Besitzkonstitut.

Formvorschriften

Bei der Sicherungsübereignung gibt es keine strengen Formvorschriften. Ein mündlicher Vertrag ist theoretisch möglich. In der Praxis ist jedoch ein schriftlicher Vertrag üblich. Er dient der Rechtssicherheit und dokumentiert die Vereinbarungen zwischen den Parteien.

Besitzkonstitut nach §§ 929, 930 BGB

Das Besitzkonstitut spielt eine zentrale Rolle bei der Sicherungsübereignung. Es ermöglicht die Eigentumsübertragung ohne physische Übergabe der Sache. Der Schuldner bleibt unmittelbarer Besitzer, während der Gläubiger das Eigentum erhält. Diese Konstruktion ist besonders bei Warenlagerbeständen oder Maschinen relevant.

Die gesetzlichen Voraussetzungen für eine wirksame Sicherungsübereignung müssen genau beachtet werden. Nur so kann eine rechtssichere Kreditsicherung gewährleistet werden. Anwaltskanzleien bieten bundesweit Rechtsberatung zu diesem komplexen Thema an.

Arten der Sicherungsübereignung

Bei der Sicherungsübereignung gibt es verschiedene Varianten, die je nach Situation angewendet werden. Diese Methoden ermöglichen es Kreditgebern, Sicherheiten zu erhalten, während Kreditnehmer weiterhin die Güter nutzen können.

Einzelübereignung

Die Einzelübereignung bezieht sich auf die Übereignung eines spezifischen Gegenstands. Ein typisches Beispiel ist der Autokredit. Hier überträgt der Kreditnehmer den zweiten Teil der Zulassungsbescheinigung an die Bank, kann das Fahrzeug aber weiterhin nutzen.

Raumsicherungsübereignung

Bei der Raumsicherungsübereignung werden alle Gegenstände in einem bestimmten Raum, wie einem Lager, übereignet. Diese Methode eignet sich besonders für Unternehmen mit Warenbeständen. Der Kreditnehmer kann die Waren verkaufen, muss aber einen Mindestbestand halten und monatlich Bericht erstatten.

Markierungssicherungsübereignung

Die Markierungssicherungsübereignung kombiniert Elemente der Einzel- und Raumsicherungsübereignung. Hier werden ausgewählte Gegenstände innerhalb eines Raumes markiert und übereignet. Diese Methode bietet Flexibilität bei der Auswahl der Sicherheiten.

Jede Art der Sicherungsübereignung hat ihre Vor- und Nachteile. Die Wahl hängt von den spezifischen Bedürfnissen des Kreditnehmers und den Anforderungen des Kreditgebers ab. In allen Fällen endet die Sicherungsübereignung automatisch mit der Tilgung des Darlehens, was sie von anderen Sicherheitsformen wie der Grundschuld unterscheidet.

Der Sicherungsübereignungsvertrag

Der Sicherungsvertrag bildet das Fundament der Kreditabsicherung. Er regelt die Rechte und Pflichten zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer. Im Jahr 2024 gewinnt dieser Vertrag aufgrund der wachsenden Bedeutung von Kreditsicherheiten weiter an Relevanz.

Zu den wichtigen Vertragsbestandteilen zählen:

  • Angaben zu den Vertragsparteien
  • Höhe des gewährten Kredits
  • Detaillierte Beschreibung des Sicherungsguts
  • Vereinbarungen zur Nutzung und Verwertung
  • Klausel zur Rückübertragung des Eigentums

Der Sicherungsvertrag ermöglicht dem Schuldner, das Sicherungsgut weiterhin zu nutzen. Dies ist besonders für Unternehmen wichtig, die beispielsweise Maschinen als Sicherheit übereignen, aber für den Betrieb benötigen. Die Bank als Sicherungsnehmer erwirbt zwar das Eigentum, überlässt dem Schuldner aber den Besitz.

Laut Statistiken nutzen vor allem kleine und mittlere Unternehmen die Sicherungsübereignung zur Kreditabsicherung. Seit 1965 hat sich dieses Instrument zu einem der wichtigsten Kreditsicherungsmittel entwickelt. Es bietet Flexibilität und ermöglicht Unternehmen, ihre Produktionsmittel als Sicherheit zu verwenden, ohne den Geschäftsbetrieb zu beeinträchtigen.

Rechte und Pflichten der Vertragsparteien

Bei der Sicherungsübereignung haben Sicherungsgeber und Sicherungsnehmer bestimmte Vertragspflichten. Diese regeln den Umgang mit dem Sicherungsgut und die Rechte beider Parteien.

Pflichten des Sicherungsgebers

Der Sicherungsgeber muss das übereignete Gut sorgfältig behandeln. Er darf es nicht verkaufen oder anderweitig veräußern. Zudem ist er verpflichtet, den Sicherungsnehmer über wichtige Änderungen zu informieren.

Rechte des Sicherungsnehmers

Der Sicherungsnehmer hat das Recht, bei Zahlungsausfall das Sicherungsgut zu verwerten. Er kann es verkaufen und den Erlös zur Tilgung der Forderung nutzen. Laut Statistiken von 2024 nutzen über 15.000 Anwender die Plattform Jurafuchs, um sich über solche Rechte zu informieren.

Gegenseitige Verpflichtungen

Beide Parteien müssen sich gegenseitig auf dem Laufenden halten. Der Sicherungsnehmer ist verpflichtet, das Eigentum nach vollständiger Tilgung zurückzuübertragen. Diese Vertragspflichten sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Parteien.

  • Regelmäßige Überprüfung der Werthaltigkeit
  • Gute Dokumentation aller Transaktionen
  • Frühzeitige Kommunikation bei Problemen

Eine sorgfältige Vertragsgestaltung mit klaren Benennungen der Sicherheiten ist entscheidend. Sie schafft Rechtssicherheit und minimiert Risiken für beide Seiten.

Verwertung des Sicherungsguts

Bei Zahlungsausfall tritt der Sicherungsfall ein. Der Gläubiger erhält dann das Verwertungsrecht für das Sicherungsgut. Meist erfolgt die Verwertung durch Verkauf. Der Verkaufserlös dient zur Tilgung der ausstehenden Schuld.

Im Jahr 2024 gelten spezielle Regelungen für die Verwertung. Der Sicherungsnehmer muss zwei Transaktionen beachten: eine „stille“ Lieferung vom Sicherungsgeber und eine „bewegte“ Lieferung zum Käufer. Bei der Verwertung ist er für die Umsatzsteuer verantwortlich.

Verkauft der Sicherungsgeber das Gut im Auftrag des Sicherungsnehmers, liegt ein dreifacher Umsatz vor. Hierbei finden drei aufeinanderfolgende Transaktionen statt:

  • Sicherungsgeber an Sicherungsnehmer
  • Sicherungsnehmer an Sicherungsgeber
  • Sicherungsgeber an Käufer

Der Bundesfinanzhof bestätigt: Die Verwertungsreife des Sicherungsguts ist entscheidend für die Bestimmung eines doppelten oder dreifachen Umsatzes. Die genauen Bedingungen regelt der Sicherungsvertrag.

Für die korrekte Buchhaltung bei der Sicherungsverwertung gelten besondere Regeln. Forderungen und Darlehen müssen richtig verbucht werden. Die bilanzielle Behandlung des sicherungsübereigneten Wirtschaftsguts erfordert Sorgfalt. Banken nutzen die Sicherungsübereignung als wichtige Sicherheit.

Insolvenzrechtliche Aspekte

Im Kontext der Sicherungsübereignung spielen insolvenzrechtliche Aspekte eine wichtige Rolle. Bei einer Insolvenz ergeben sich besondere rechtliche Situationen für Gläubiger und Schuldner.

Aussonderungsrecht

Das Aussonderungsrecht ermöglicht Gläubigern, Gegenstände aus der Insolvenzmasse herauszulösen, die ihnen gehören. Bei der Sicherungsübereignung greift dieses Recht jedoch nicht. Der Sicherungsnehmer kann das Sicherungsgut nicht aussondern, da es formal dem Schuldner gehört.

Absonderungsrecht

Stattdessen steht dem Sicherungsnehmer ein Absonderungsrecht zu. Dies bedeutet, er kann vorrangige Befriedigung aus dem Verwertungserlös des Sicherungsguts verlangen. Der Insolvenzverwalter muss das Gut verwerten und den Erlös dem Sicherungsnehmer zukommen lassen.

Experten warnen vor einer möglichen Insolvenzwelle in Deutschland aufgrund der wirtschaftlichen Instabilität. Daher gewinnen insolvenzfeste Sicherungsrechte an Bedeutung. Bei größeren Geschäften sollten diese eingerichtet werden, um im Insolvenzfall geschützt zu sein.

Die Insolvenzordnung regelt das Absonderungsrecht in den §§ 49-52 InsO. Absonderungsberechtigte Gläubiger haben eine privilegierte Stellung im Insolvenzverfahren. Sie werden bevorzugt behandelt und haben wirtschaftlich vorteilhaftere Erfüllungsmöglichkeiten als ungesicherte Insolvenzgläubiger.

Zur Minimierung von Ausfallrisiken empfehlen sich Bonitätsbeobachtung, stringentes Mahnwesen und die Einhaltung von budgetären Grenzen bei Lieferantenkrediten. Bei Insolvenzanträgen wird die Abwicklung von Lieferungen oft auf Vorkasse umgestellt.

Drittwiderspruchsklage nach § 771 ZPO

Die Drittwiderspruchsklage gemäß § 771 ZPO bietet einen wichtigen Gläubigerschutz bei der Zwangsvollstreckung. Sie ermöglicht es Dritten, die Vollstreckung anzufechten, wenn ihnen die gepfändete Sache gehört. Dies ist besonders relevant im Kontext der Sicherungsübereignung.

Bei einer Zwangsvollstreckung pfändet der Gerichtsvollzieher bewegliche Sachen oder Forderungen. Ist der Sicherungsnehmer nicht der Schuldner, kann er eine Drittwiderspruchsklage erheben. Diese Klage schützt sein Eigentum vor dem Zugriff anderer Gläubiger des Sicherungsgebers.

Für eine erfolgreiche Drittwiderspruchsklage muss ein konkreter Klageantrag gestellt werden. Dieser zielt darauf ab, die Zwangsvollstreckung in einen genau bezeichneten Gegenstand für unzulässig zu erklären. Die sachliche Zuständigkeit des Gerichts hängt vom Wert der Vollstreckungsforderung ab.

Die Klage ist begründet, wenn dem Dritten ein Recht zusteht, das die Veräußerung behindert. Der beklagte Gläubiger kann das vom Dritten erworbene Recht bestreiten oder behaupten, es unterfalle dem Anfechtungsgesetz. Die Drittwiderspruchsklage kann parallel zur Vollstreckungserinnerung nach § 766 ZPO erhoben werden.

Beendigung der Sicherungsübereignung

Die Sicherungsübereignung endet, wenn der Schuldner seine Verpflichtungen vollständig erfüllt hat. Dies geschieht in der Regel durch die Schuldtilgung. Nach der Beendigung gibt es zwei Möglichkeiten, wie das Eigentum zurück an den ursprünglichen Eigentümer gelangt.

Rückübertragung des Eigentums

Bei der Rückübertragung überträgt der Sicherungsnehmer das Eigentum aktiv zurück an den Sicherungsgeber. Dies erfordert eine ausdrückliche Vereinbarung zwischen den Parteien. Der Prozess der Rückübertragung kann je nach Vertragsbedingungen variieren.

Automatischer Eigentumsrückfall

Der automatische Eigentumsrückfall tritt ein, wenn dies im Sicherungsvertrag so vereinbart wurde. In diesem Fall fällt das Eigentum ohne weitere Handlungen an den Sicherungsgeber zurück, sobald die Schuld vollständig getilgt ist. Diese Methode ist in der Praxis häufig, da sie den Prozess vereinfacht.

Für 2024 ist zu beachten, dass die Wahl zwischen Rückübertragung und automatischem Eigentumsrückfall große Auswirkungen auf die Flexibilität und Rechtssicherheit haben kann. Eine klare vertragliche Regelung ist daher entscheidend für beide Parteien.

Risiken und Nachteile

Die Sicherungsübereignung birgt sowohl für Sicherungsgeber als auch für Sicherungsnehmer Risiken. Es ist wichtig, diese genau zu kennen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Risiken für den Sicherungsgeber

Der Sicherungsgeber sieht sich mit erheblichen Risiken konfrontiert. Er verliert das Eigentum an der Sache und hat nur noch ein eingeschränktes Nutzungsrecht. Bei Zahlungsverzug droht der endgültige Verlust des Sicherungsguts. Dies kann besonders bei Autos problematisch sein, da diese schnell an Wert verlieren.

Risiken für den Sicherungsnehmer

Auch der Sicherungsnehmer ist nicht vor Risiken gefeit. Ein wesentliches Bewertungsrisiko besteht darin, dass der Wert des Sicherungsguts falsch eingeschätzt wird. Dies kann zu einem unerwarteten Wertverlust führen. Zudem existiert ein Verkaufsrisiko, falls der Sicherungsgeber die Sache unberechtigt veräußert.

Um diese Risiken zu minimieren, ist eine sorgfältige Prüfung und Dokumentation unerlässlich. Oft empfiehlt sich die Hinzuziehung eines Rechtsanwalts, was jedoch zusätzliche Kosten verursacht. Bei gewerblichen Darlehen kann eine Raumsicherungsübereignung sinnvoll sein, um mehrere Gegenstände einzubeziehen.

Praxisbeispiele und Anwendungsfälle

Die Sicherungsübereignung findet in verschiedenen Bereichen des Wirtschaftslebens Anwendung. Ein häufiges Beispiel ist die Kfz-Finanzierung. Beim Autokauf dient das finanzierte Fahrzeug als Sicherheit für den Kredit. Der Kreditnehmer behält den Besitz und kann das Auto nutzen, während die Bank das Eigentum als Sicherheit erhält.

Im Unternehmensbereich spielt die Sicherungsübereignung von Maschinen eine wichtige Rolle. Firmen können so Kredite für Investitionen erhalten, ohne ihre Produktionsmittel aus der Hand zu geben. Das ermöglicht es ihnen, weiterhin zu produzieren und gleichzeitig Kapital zu beschaffen.

Ein weiterer typischer Anwendungsfall ist die Sicherungsübereignung eines Warenlagers bei Handelskrediten. Händler können ihr Lager als Sicherheit nutzen, um Kredite für den Einkauf neuer Ware zu erhalten. Dies ist besonders für Unternehmen mit saisonalen Schwankungen von Vorteil.

Laut einer Studie von Intrum Justitia aus 2017 waren rund 41% der deutschen Verbraucher schon einmal zahlungsunfähig. Dies unterstreicht die Bedeutung von Sicherheiten für Kreditgeber. Banken bevorzugen dabei laut einer Ipsos-Umfrage Immobilien als Sicherheit (73%), gefolgt von Sparguthaben (9%) und Lebensversicherungen (8%).

Fazit

Die Sicherungsübereignung erweist sich 2024 als unverzichtbares Instrument im deutschen Wirtschaftsverkehr. Sie bietet Flexibilität für Kreditnehmer und Rechtssicherheit für Gläubiger. Besonders die Raumsicherungsübereignung spielt in der Unternehmensfinanzierung eine zentrale Rolle.

Bei der Gestaltung sind Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen. Einerseits ermöglicht sie Unternehmen, bewegliches Vermögen als Kreditsicherheit zu nutzen. Andererseits können Übersicherungen die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit einschränken. Eine ausgewogene Bewertung der Sicherheiten ist daher entscheidend.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen sorgen für Stabilität. So wird eine Sicherungsübereignung nach § 138 BGB für nichtig erklärt, wenn ein Missverhältnis zwischen Sicherheitswert und Forderung besteht. Dies schützt vor unangemessenen Benachteiligungen. Für eine wirksame Raumsicherungsübereignung sind Bestimmtheit und Abgrenzbarkeit der Gegenstände unerlässlich.

Trotz gewisser Risiken hat sich die Sicherungsübereignung in der Praxis bewährt. Sie bietet Flexibilität und Rechtssicherheit für beide Parteien. Bei korrekter Anwendung stellt sie ein effektives Instrument zur Kreditsicherung dar, das das klassische Pfandrecht weitgehend ersetzt hat.

FAQ

Was ist eine Sicherungsübereignung?

Eine Sicherungsübereignung ist ein rechtliches Konzept zur Kreditsicherung, bei dem ein bewegliches Gut vom Kreditnehmer zur Sicherheit an den Kreditgeber übereignet wird. Der Schuldner behält dabei den Besitz und kann das Gut weiter nutzen.

Wie unterscheidet sich die Sicherungsübereignung vom Pfandrecht?

Die Sicherungsübereignung ist flexibler als das Pfandrecht und hat das klassische Faustpfand weitgehend verdrängt. Wirtschaftlich ähneln sich beide, aber rechtlich gibt es Unterschiede, insbesondere in Bezug auf den Besitz des Sicherungsguts.

Welche rechtliche Grundlage hat die Sicherungsübereignung?

Die Sicherungsübereignung basiert auf §§ 929 Abs. 1 und 930 BGB. Es handelt sich um ein treuhänderisches Rechtsverhältnis zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer.

Welche Arten der Sicherungsübereignung gibt es?

Es gibt drei Hauptarten: die Einzelübereignung (für spezifische Gegenstände), die Raumsicherungsübereignung (für alle Gegenstände in einem bestimmten Raum) und die Markierungssicherungsübereignung (für markierte Gegenstände innerhalb eines Raumes).

Was passiert bei Zahlungsausfall des Schuldners?

Bei Zahlungsausfall tritt der Sicherungsfall ein. Der Gläubiger hat dann das Recht, das Sicherungsgut zu verwerten, meist durch Verkauf. Der Erlös wird zur Tilgung der Schuld verwendet, Überschüsse müssen an den Schuldner ausgekehrt werden.

Wie verhält sich die Sicherungsübereignung im Insolvenzfall?

In der Insolvenz des Sicherungsgebers hat der Sicherungsnehmer kein Aussonderungsrecht, sondern nur ein Absonderungsrecht. Er kann vorrangige Befriedigung aus dem Verwertungserlös verlangen, muss das Gut aber dem Insolvenzverwalter überlassen.

Wie endet eine Sicherungsübereignung?

Nach vollständiger Tilgung der Schuld endet die Sicherungsübereignung. Das Eigentum wird entweder aktiv zurückübertragen oder fällt automatisch an den Schuldner zurück, wenn dies vertraglich so vereinbart wurde.

Welche Risiken bestehen bei einer Sicherungsübereignung?

Für den Sicherungsgeber besteht das Risiko des Eigentumsverlusts und der eingeschränkten Verfügungsmacht. Für den Sicherungsnehmer bestehen Risiken wie Wertverlust des Sicherungsguts, Bewertungsfehler und möglicher unberechtigter Verkauf durch den Sicherungsgeber.

In welchen Fällen wird die Sicherungsübereignung häufig angewendet?

Typische Anwendungsfälle sind die Kfz-Finanzierung, wo das finanzierte Auto als Sicherheit dient, die Übereignung von Maschinen bei Unternehmenskrediten oder die Sicherungsübereignung eines Warenlagers bei Handelskrediten.

Was ist ein Besitzkonstitut im Rahmen der Sicherungsübereignung?

Das Besitzkonstitut ermöglicht die Eigentumsübertragung ohne physische Übergabe des Sicherungsguts. Der Schuldner wird zum unmittelbaren Besitzer, während der Gläubiger das Eigentum erhält. Dies basiert auf §§ 929, 930 BGB.